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Prävention der KM assoziierten Nierenfunktionseinschränkung

Erläuterungen zur Grafik

 

KM: Kontrastmittel
Stationär, instabil, hypovoläm, Myelom Stationäre oder akut erkrankte Patientinnen und Patienten auf der Notfallstation haben unabhängig von der Kontrastmittelgabe ein erhöhtes Risiko einer akuten Nierenfunktionseinschränkung. Insbesondere Patientinnen und Patienten mit einem instabilen Kreislauf oder akuter Hypovolämie, aber auch mit anderweitig vermindertem intraarteriellen Volumen, wie bei Pankreatitis, Ileus, Herzinsuffizienz oder Leberzirrhose sind stark gefährdet. Ziel einer Akutbehandlung ist es immer, unabhängig von der Kontrastmittelgabe, das intravasale resp. intraarterielle Volumen zu korrigieren. Um das Gesamtrisiko zu vermindern soll die Vorbereitung bereits bei einer eGFR < 45 ml/min/1.73 m2 erfolgen. Der stärkste unabhängige Risikofaktor für ein PC-AKI stellt das multiple Myelom dar, vor allem bei bestehender Nierenkrankheit.
AKI (acute Kidney Injury)
Bei Patientinnen und Patienten mit einer bestehenden akuten Nierenfunktionseinschränkung sollte idealerweise mit einer Kontrastmitteluntersuchung gewartet werden, bis sich die Nierenfunktion erholt hat. Falls mit der Untersuchung nicht zugewartet werden kann, soll unabhängig von der aktuellen Funktion eine Vorbereitung mittels Hydrierung erfolgen. Eine wichtige diagnostische oder gar therapeutische Untersuchung zu Verzögern, stellt oft das grössere Risiko dar. In der Regel erholt sich die Nierenfunktion trotz Kontrastmittelgabe.
Allgemeine

Massnahmen

Das Stoppen von Medikamenten, die zu einer renalen Vasokonstriktion führen (ACE-Hemmer, ARB) ist wahrscheinlich nicht notwendig (unklare Datenlage), oder kann sogar zur Verschlechterung einer Herzinsuffizienz oder hypertensiven Entgleisung führen. NSAR sollten per Untersuchungstag pausiert werden. Metformin, welches zu einer Laktatazidose im Falle einer akuten Nierenfunktionseinschränkung führen kann, wird zum Zeitpunkt der Untersuchung pausiert. Bei Patientinnen und Patienten unter Aminoglykosid-Antibiotika sollten 24–48 Std. nach KM-Gabe ein Spiegel überprüft werden.

N-Acetyl-Cystein ist obsolet zur Prophylaxe einer PC-AKI.

Hydrierung Die Vor- und Nachhydrierung hat primär mit NaCl 0.9% iv zu erfolgen. NaBic 1.4% ist gegenüber NaCl 0.9% gleichwertig und kann bei Azidose eingesetzt werden. Sofern dies kardial toleriert wird, kann auch ein rasches Hydrierungsschema gewählt werden. Bei ambulanten, stabilen Patientinnen und Patienten ist das Risiko sehr gering, weshalb ein verkürztes Schema zur Anwendung kommt.
Definition PC-AKI
(post-contrast acute kidney injury)
Anstieg Serum-Kreatinin > 26.5 mmol/l oder auf das 1.5-fache der Baseline innert 48–72 Std. nach Kontrastmittelexposition.
Renale first- vs. secondpass  Exposition Das Risiko eines PC-AKI steigt an, wenn das Kontrastmittel die Nieren relativ unverdünnt erreicht. Z.B. bei Injektion ins linke Herz, die suprarenale Aorta oder die Nierenarterien. Wenn es distal der Nierenarterien oder peripher injiziert wird, respektive venös gegeben wird, erreicht das KM die Nieren in relativ verdünnter Form, weshalb das Risiko einer PC-AKI geringer ist. Orales Kontrastmittel oder KM in andere Körperhöhlen kann unabhängig von der Nierenfunktion gegeben werden.
Management nach ­KM-Exposition Die Messung des Serum-Kreatinins nach der Untersuchung bei Risikopatientinnen und -patienten kann selbstverständlich auch bei der Hausärztin oder beim Hausarzt erfolgen. Die pausierten Medikamente sollten erst wieder gestartet werden, wenn die Nierenfunktion stabil ist. Entsprechend sollte auch mit einer nachfolgenden Kontrastmittelgabe mind. 48 Std. zugewartet werden.

 

Dr. Christian Bucher
PD Dr. Lukas Hechelhammer
Dr. Sebastian Leidig

Lizenz

Kardiovaskuläres Manual 2025 Copyright © STO und Autorenteam Kantonsspital St.Gallen. Alle Rechte vorbehalten.

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