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Rauchstopp

Tabak- & Nikotinabhängigkeit

Tabakkonsum ist die häufigste vermeidbare Todesursache weltweit, ungeachtet von Alter und Komorbiditäten, viele weitere Nikotinprodukte (Heat-not-Burn, Vapes, Snus etc.) enthalten gesundheitsschädliche Substanzen, deren Konsum immer weiter verbreitet ist.

Das Ansprechen und die Erfassung des Nikotinkonsums (Ja/Nein), die aktive Aufforderung zum Stopp, sowie das Angebot zur professionellen Beratung werden bei jedem Patientenkontakt empfohlen im Rahmen einer «Mini-Intervention», dies erhöht die Bereitschaft und die Chance auf einen erfolgreichen Stopp.

Tabak- und Nikotinentwöhnung

Empfehlung zur Durchführung der «Mini-Intervention» bei jedem Patientenkontakt (1 Frage, ca. 60 Sekunden), da sich damit die Chance auf einen erfolgreichen Stopp signifikant erhöht.

Mini-Intervention in 3 Schritten:

  1. Konsumstatus erfragen: Konsumieren Sie Tabak- oder andere Nikotinprodukte?
  2. Konsumstopp empfehlen: Ich empfehle Ihnen, damit aufzuhören.
  3. Beratung/Medikamente anbieten: Am besten gelingt dies mit Beratung und Medikamenten. Kann ich Sie zu einer Beratung anmelden? Anmeldung der Beratung via Auftragsplugin oder per Mail (nikotinfrei@h-och.ch).
  • Bei psychiatrischen Vorerkrankungen empfiehlt sich in jedem Fall eine professionelle Beratung und/oder eine psychiatrische Mitbetreuung der Patientinnen oder Patienten.
  • Beratungsangebot am KSSG sowie zusätzliche Informationen am Ende des Kapitels unter Quellen/Links (Seite)

Medikamentöse Unterstützung

Empfehlung zur medikamentösen Unterstützung bei Nikotinabhängigkeit und Motivation zum Stopp, da sich damit die Chance auf einen erfolgreichen Tabak- und Nikotinstopp signifikant erhöht:

  • Nikotinersatzprodukte (Nicotinell, Nicorette)
  • Vareniclin (Champix) – aktuell in CH nicht verfügbar, jedoch aus USA/Kanada importierbar
  • Bupropion (Zyban)
  • Cytisin (Asmoken, Desmoxan) – aktuell in CH nicht zugelassen, jedoch aus der EU importierbar
Rauchentwöhnung: Pharmakologische Therapie

Die Wahl des Medikaments ist abhängig von der Schwere der Nikotinabhängigkeit, möglichen Kontraindikationen und Patientenwunsch. 

Medikamente – Anwendungsinformationen
Nikotinsubstitution
 
Pflaster 24 Std.

Nicotinell-Pflaster

21 mg (stark, Stufe 1), 14 mg (mittel, Stufe 2), 7 mg (niedrig, Stufe 3)

Dosisstärke je nach Nikotinabhängigkeit (Stufe 1 – 2- 3).

Dosisreduktion auf schwächeres Pflaster nach 2–4 Wochen.

Niedrigste Dosis je nach Bedarf bis zu 6–12 Monate beibehalten.

Auf unbehaarter Haut anwenden und Applikationsstelle jeden Tag wechseln.

Mundspray

Nicorette Sprüh-Lösung

1 mg/Sprühstoss

1–2 Sprühstösse alle 30–60 Min. (max. 65/Tag) über 6 Wochen. Allmählich reduzieren.

Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 30 Sprühstösse/Tag.

Die Lösung im Mund zerstäuben, das Einatmen dabei vermeiden und einige Sekunden nach dem Sprühstoss nicht schlucken.

Kaugummi

Nicorette / Nicotinell / Nicostop

2 mg/4 mg

8–12 Kaug./Tag über 4 Wochen (max. 15/Tag). Allmählich reduzieren.

Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 6 Kaugummis/Tag.

20–30 Sekunden kauen, anschliessend den Kaugummi zwischen Zahnfleisch und Wange behalten, auf diese Weise 30 Min. lang mit Pausen kauen («chew and park»).

Lutschtablette

Nicotinell

1 mg/2 mg

8–12 Tabl./Tag über 4 Wochen (max. 15/Tag). Allmählich reduzieren.

Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 6 Tabl./Tag.

Sublingualtablette

Nicorette Microtab

2 mg/4 mg

8–12 Tabl./Tag über 4 Wochen (max. 15/Tag). Allmählich reduzieren.

Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 6 Tabl./Tag.

Unter der Zunge zergehen lassen.

Inhalator

Nicorette-Inhaler

10 mg

4-6 Inhalerpatronen/Tag über 4 Wochen (max. 16/Tag) . Allmähliche Reduktion.

Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 4 Inhalerpatronen/Tag.

Wiederholte Inhalationen von kurzer Dauer während 30 Min.

Partielle

Nikotinrezeptoragonisten

 
Vareniclin

in CH nicht verfügbar

aus dem Ausland importierbar

1 mg

1. bis 7. Tag: 1× 1 mg/Tag; ab dem 8. Tag: 2× 1 mg/Tag; Rauchstopp normalerweise für den 8. Tag festlegen (auch vorher möglich)

Dauer: 1-3 Monate bis zu 6 Monaten, falls erforderlich

Cytisine

in EU zugelassen, importierbar

1.5 mg

Einnahme nur über die Wachphase nach Schema: 

Tag 1-3: 1 Tbl. Alle 2 Std. (max. 6 Tbl.)

Tag 4-12: 1 Tbl. Alle 2.5 Std. (max. 5 Tbl.)

Tag 13-16: 1 Tbl. Alle 3 Std. (max. 4 Tbl.)

Tag 17-20: 1 Tbl. Alle 5 Std. (max. 3 Tbl.)

Tag 21-25: 1 Tbl. Alle 6 Std. (max. 2 Tbl.)

Start ca. 4-5 Tage vor Rauchstopp, Dauer über 1 Monat 

Bupropion
 
Zyban

150 mg

1. bis 6. Tag: 1× 150 mg/Tag; ab 7. Tag: 2× 150 mg/Tag (7–11 Wochen); Rauchstopp zwischen dem 8. und 14. Tag festlegen

Dauer: 2–3 Monate bis zu 6–12 Monaten, falls erforderlich

CAVE: diverse Interaktionen/Nebenwirkungen

E-Zigaretten/ENDS (electronic nicotine delivery systems)

  • Heat-not-Burn Produkte/Tabakerhitzer (z.B. IQOS):  werden nicht empfohlen als Alternative zu herkömmlichen Zigaretten (=Tabakprodukte)
  • E-Zigaretten/Vapes mit Liquid: zur Tabakentwöhnung aufgrund fehlender Langzeitdaten nicht standardmässig empfohlen; bei erwachsenen Rauchenden, welche mit Beratung und Medikamenten bisher keinen Ausstieg geschafft haben, kann der Ausstieg mit E-Zigaretten in Betracht gezogen werden. Auch hierzu wird eine professionelle Beratung empfohlen.

Schwangerschaft und Postpartum

  • In der Schwangerschaft und nach der Geburt geht es insbesondere auch um den Schutz des Un-/Neugeborenen.
  • Ziel ist ein absoluter Konsumstopp per sofort, am besten mit Hilfe professioneller Beratung.
  • Empfehlung zur Durchführung der angepassten «Mini-Intervention» bei jedem Patientenkontakt, da sich damit die Chance auf einen erfolgreichen Stopp signifikant erhöht.
  • Mini-Intervention in der Schwangerschaft/Wochenbett in 3 Schritten:
    1. Konsum erfragen: Konsumieren Sie oder jemand in Ihrem Haushalt Tabak- oder andere Nikotinprodukte?
    2. Stopp empfehlen: Eine rauch- und nikotinfreie Umgebung ist das Wichtigste, das Sie für sich und Ihr Baby tun können.
    3. Beratung anbieten: Das gelingt am besten mit einer professionellen Beratung.
    4. Anmelden: Ich melde Sie für eine Beratung an.
  • Nikotinersatzpräparate können in Erwägung gezogen werden, wenn mittels professioneller Beratung alleine kein Rauchstopp gelingt. Hierbei sind kurzwirksame Nikotinersatzpräparate vorzuziehen.

Quellen/Links

Dr. Susanne Pohle, Prof. Dr. Martin Brutsche
Esther Bürki (Fachleitung Tabak-und Nikotinentwöhnung)

Lizenz

Kardiovaskuläres Manual 2025 Copyright © STO und Autorenteam Kantonsspital St.Gallen. Alle Rechte vorbehalten.

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