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marlit

Manfred:

No Problem

Uta hatte mich gebeten, den Rücktransport von Canakkale nach Istanbul zu organisieren. Deshalb hatte ich in einem der von Oral empfohlenen Reisebüros die Bustickets für unsere Kieler Gruppe gekauft.

Für den Transport vom Busbahnhof in Istanbul zu unserem Hotel hatte Uta ein Großraumtaxi vorgeschlagen, und mir geraten, dieses beim Hotel zu bestellen. Aber ich war gegen diese Vorbestellung, weil es nach allem, was ich bisher in Istanbul und Canakkale beobachtet hatte, meiner Meinung nach kein Problem sein dürfte, am Taxenstand neben dem Busbahnhof ein Taxi zu ordern. Außerdem gab es keinen festen Fahrplan für den Bus, sondern nur einen Zeitkorridor für die Ankunft in Istanbul. Für wann sollte ich also das Großraumtaxi bestellen, und wohin, wenn es vielleicht mehrere Busbahnhöfe in Istanbul gäbe?

Die Rückfahrt im Bus gestaltete sich problemlos: Es gab Getränke und Kekse im Bus, WiFi, so dass auch für Unterhaltung gesorgt war, und eine ausgiebige Pause an einer Raststätte mit gepflegten Toilettenräumen.

Der Verkehrsstau in Istanbul war vorhersehbar gewesen, Wir kamen zuletzt langsam, aber stetig voran. Als wir in den Busbahnhof einfuhren, schwante mir, dass wir hier keinen Taxenstand finden würden. Das Gelände wirkte wie ein Zwischending zwischen Tiefgarage und Hinterhof, feste Bussteige konnte ich nicht erkennen, ich weiß auch nicht, ob es einen Fußsteig zum Ausgang gab. Wo sollte ich hier ein Großraumtaxi herkriegen???

Als wir ausstiegen, rief mir Sylvia, die schon draußen war, zu da sei ein Taxifahrer mit einem Großraumtaxi und sie habe ihn an mich weiter verwiesen. Der Taxifahrer sprach mich auch gleich an, und ich fragte ihn, ob er “seven persons (ich zeigte 7 Finger!) and luggage” befördern könne. Er bestätigte: “Yes, no problem!” Ich trat also mit ihm in Preisverhandlungen ein, und nachdem diese zu meiner Zufriedenheit abgeschlossen waren, holte ich wie die anderen unser Gepäck an der Ladeklappe des Busses ab.

Als ich zu dem Fahrzeug kam, auf das der Taxifahrer gewiesen hatte, maulte Ute, der habe aber bloß fünf Sitze und wollte unseren Koffer nicht verladen lassen. Ich wies den Taxifahrer abermals unter Zuhilfenahme meiner Finger darauf hin, dass wir 7 Personen seien. Er lächelte zuversichtlich: “No problem!”,  verlud geschickt unser Gepäck und forderte die Personen zum Einsteigen auf. Zunächst wurde Uta hinter links platziert, so dass der gebrochene Arm möglichst geschont blieb, Marlit, Sylvia und Ute wurden auch auf die Rückbank geschoben. Das bedeutete, Barbara, Johanna und ich mussten irgendwie mit den beiden Plätzen vorne auskommen, die natürlich nicht ausreichten, so dass Johanna letztlich auf dem Tunnel auf der Handbremse in engster Tuchfühlung zum Fahrer saß, insbesondere, wenn der die Schaltung bediente. Uns anzuschnallen konnten wir vergessen: “No problem!”

Die Fahrt begann dann auch ganz beruhigend; der Fahrer fuhr zügig, aber nicht ruckhaft und ohne abrupte Bremsmanöver. Wir atmeten langsam wieder normal und erkannten die Gegend, durch die wir fuhren. Plötzlich kam von hinten Alarm: “Er hätte hier rechts abbiegen müssen!” Also sagte ich dem Fahrer noch einmal unser Ziel: “Hotel Megara, near Topkapi-Palace!”; auch das “No problem!” Die Szenerie wandelte sich. Wir befanden uns plötzlich auf einem Markt mitten auf der Straße und fuhren so langsam an den Ständen vorbei, dass wir die Auslagen bewundern konnten.

Dann ging gar nichts mehr. Hier würde der Fahrer nicht durchkommen: Rechts waren Lieferwagen geparkt, vor uns stand der Gegenverkehr. Unser Fahrer bedeutete mir, durch das offene Fenster unseren rechten Spiegel einzuklappen, als wir auf der Höhe des geparkten Lieferwagens waren, klappte ich auch dessen linken Spiegel durch unser offenes Fenster ein, unser Fahrer bugsierte sein Gefährt ohne anzuschrammen durch die enge Lücke, und ich klappte unseren rechten Spiegel, der in dem Gewirr dringend gebraucht wurde, wieder aus.

Nun sah unser Fahrer aber wohl ein, dass er sich verfahren hatte, denn er fragte den Fahrer eines Taxis, das – im Gegensatz zu unserem! – durch ein Taxizeichen auf dem Dach gekennzeichnet war, nach dem Weg. Wieder einsteigend erklärte er erneut: “No problem!” Und tatsächlich erkannten wir plötzlich den Platz vor dem Topkapi-Palast. Von dort lotsten wir ihn mit vereinten Kräften zu unserem Hotel, wo er uns freundlich beim Aussteigen und Gepäckausladen half.

Die Damen klagten zwar über blaue Flecken, weil sie auf harten Teilen gesessen hatten, auf den Rahmen der Sitze, auf der Seitenverkleidung und Johanna gar auf der Handbremse, von der sie sich irgenwie erheben musste, wenn sie (die Handbremse!) gebraucht wurde, aber gelacht haben sie trotzdem.

Ute:

Archäologie als Thema der Konferenz in Cankkale

Die Konferenz von “mobile 50 + -” in Canakkale war eingebettet in eine Vortragsveranstaltung der dortigen Archäologischen Gesellschaft.

So ganz habe ich nicht verstanden, wer oder was die Archäologische Gesellschaft ist und wer uhre Mitglieder sind. Soweit ich das verstanden habe, handelt es sich um einen Zusammenschluss von Personen, die an Archäologie interessiert sind; ein Interesse, das mir in dieser Gegend mit urzeitlichen Siedlungsspuren und geschichtsträchtigen Relikten nur zu verständlich erscheint.

Am Nachmittag unseres ersten Konferenztages gingen wir zu dem Veranstaltungsort hinüber. Wir gingen eine lebhafte Straße entlang und traten durch ein Tor in einen lauschigen Innenhof, in dem die Zeit stehen geblieben schien: Kopfsteinpflaster, Bäume, Tische und Bänke ausgerichtet auf eine Leinwand und ein Vortragspult. Ein Kellner nahm Bestellungen auf, Katzen spielten unter den Tischen und mit den herabhängenden Zipfeln der Tischdecken. Auf die aufgebaute Vortragsausrüstung wurde man dadurch aufmerksam, dass die Katzen die herabhängenden Kabel in ihr Spiel einbezogen und so Lampen, Beamer und Computer durch schnellen Zugriff davor bewahrt werden mussten, herunter gerissen zu werden.

Die Begrüßung durch den Vorsitzenden, unseren Gastgeber der Konferenz, wurde für uns übersetzt. Dann hielt eine Archäologin einen Lichtbildervortrag über eine Ausgrabung in der Nähe; unseretwegen sprach sie Englisch, ihr Vortrag wurde für die Mitglieder der Gesellschaft ins Türkische übersetzt. Noch vor dem Ende des Vortrags verließen wir die Veranstaltung.

Die an “mobile 50 + -” beteiligten Gruppen waren beauftragt, vor der Konferenz die Vorstellung eines Ausgrabungsprojektes in ihrer Heimat zu erarbeiten. Am nächsten Tag trugen wir in der Archäologischen Gesellschaft unsere Ergebnisse vor. Da als einzige Einschränkung “nicht mehr als 15 Minuten” gesagt worden war, wurde der Bogen zeitlich weit gespannt: vom Steinbeil bis zum Fall der Berliner Mauer einmal quer durch die Geschichte Europas. Die Beschränkung “nicht über 15 Minuten” wurde von keiner Gruppe eingehalten.

Wir haben unsere Vorträge in englischer Sprache gehalten, für die Mitglieder der archäologischen Gesellschaft wurde ins Türkische übersetzt, jedenfalls teilweise. Als nämlich wir an der Reihe waren, fiel mir auf, dass der Übersetzer nur die Kapitelüberschriften, die uns als Leitfaden für den Vortrag dienten, übersetzte, nicht aber das, was frei vorgetragen wurde.

Für mich waren die Vorträge der Gruppen sehr interessant. jede Gruppe hatte sich Mühe gegeben, ihr Projekt anschaulich mit Bildern darzustellen, und insbesondere als es in die Neuzeit ging, dürften alle Zuhörer gemerkt haben, dass die vortragende Gruppe von den geschichtlichen Ereignissen persönlich betroffen war.

Ejn archäologisches Highlight war natürlich die Besichtigung der Ausgrabungsstätte “Troja”. Da jede Gruppe als “Hausaufgabe” den Auftrag hat, ein e-book auf Englisch über diese Besichtigung zu erstellen, gehe ich hier nicht darauf ein.

Mir persönlich ist aber ein geschichtliches Ereignis sowohl bei der Vorbereitung als auch während der Konferenz zu kurz gekommen: die Schlachten von Gallipoli im 1. Weltkrieg. Sicher war es sehr naiv von mir, die Verbindung nicht selbst herzustellen, als ich mich auf das Treffen in Canakkale vorbereitete. Der Fehler fiel mir sofort auf, als wir vor unserem “Hotel Helen” ausstiegen und ich das Namensschild des Hauses nebenan sah: “ANZAC-Hotel”. Mittels “mobile device” habe ich dann während der Konferenz mein Halbwissen über die Ereignisse, die auf Türkisch “Canakkale-Schlachten” heißen, aufgefrischt.

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