ICD und CRT

ICD (implantable cardioverter defibrillator)

Allgemeine Bemerkungen

  • Generell pectoral links implantiert (selten rechts, hier ungünstiger Schockpfad)
  • Subkutane ICD Systeme ohne transvenöse Elektrode liegen zwischen M. serratus anterior und M. latissimus dorsi unter der rechten Achsel
  • Die Tachy-Funktion des ICD kann mit einem Magneten, der auf das ICD-Aggregat gelegt wird, unterdrückt werden (z.B. beim elektrischen Sturm)
  • Die Defibrillationsenergie liegt zwischen 30 und 40 Joules und kann wegen des Hautwiderstandes des Patienten andere Personen nicht elektrisieren

Indikation

Primärprophylaxe

  • St. n. Myokardinfarkt (> 40 Tage nach Infarkt) oder KHK und EF ≤ 35% unter optimaler medikamentöser Therapie (OMT) oder ≤ 40% mit anhaltender Kammertachykardie (KT) in elektrophysiologischer Untersuchung
    • In seltenen Fällen kann der ICD nach Infarkt auch früher implantiert werden (z.B. LVEF durch Narbe schon vor Infarkt ≤ 35%, anhaltende KTs > 48 h nach Infarkt, Revaskularisation nicht möglich)
    • Bei Risikopatienten (Diskussion mit behandelndem Kardiologen) kann als Schutz bis zur ICD Implantation eine Life Vest (extern tragbarer Defibrillator) verordnet werden
  • Dilatative Kardiomyopathie ohne reversible Ursache unter OMT mit EF ≤ 35%
    • Bei Risikopatienten (Besprechung mit behandelndem Kardiologen) kann eine Life Vest verordnet werden
  • Andere Kardiomyopathien (z.B. hypertrophe Kardiopathie, arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiopathie, Sarkoidose) unter bestimmten Voraussetzungen
  • Bestimmte Ionenkanalerkrankungen

Sekundärprophylaxe

  • Überlebter Herzstillstand nach Kammertachykardie (KT) oder Kammerflimmern (KF) ohne reversible Ursache
  • Anhaltende KT (> 30 Sek.) ohne reversible Ursache bei struktureller Herzkrankheit (Narben)
  • Synkopen und anhaltende KT in der elektrophysiologischen Untersuchung

Problemfall «Elektrischer Sturm»

Definition

Mehrere Schockabgaben wegen anhaltender oder rezidivierender Kammertachykardie/-flimmer-Episoden (≥ 3 ICD Therapien innerhalb 24 Std.)

Therapie

Am wichtigsten ist die sofortige, sehr starke Sedation. Elektrolyte auf hochnormale Werte (Serumkalium > 4 mmol/l, evtl. Magnesium iv). Antiarrhythmikum Amiodaron (Cordarone) 150 mg langsam iv, Betablocker. Evtl. anheben der Grundfrequenz mittels PM (Überstimulation des Triggers, z.B. VES), intra-aortale Ballonpumpe, Intubation. Behebung der Ursache: myokardiale Ischämie → Revaskularisation; Getriggerte/fokale Arrhythmie (z.B. ventrikuläre Extrasystole, Narben-Reentry) → elektrophysiologische Untersuchung/Ablationstherapie.

CRT (cardiac resynchronization therapy)

Behandlung der Herzinsuffizienz mittels Herzschrittmachertherapie. Prinzip: Der aufgrund eines Linksschenkelblocks dyssynchrone linke Ventrikel wird durch linkslaterale epikardiale Stimulation (über Sinus coronarius) «resynchronisiert».

Indikationen

Klasse I

  • LVEF ≤ 35% und NYHA ≥ II unter ausgebauter medikamentöser HI-Therapie, Linksschenkelblock > 150ms (Klasse IA) oder 120–150 ms (Klasse IB)

Klasse II

  • Gleich wie Klasse I aber Nicht-Linksschenkelblock > 150 ms (Klasse IIa B) oder Nicht-Linksschenkelblock 120–150 ms (Klasse IIb B)
  • Permanentes Vorhofflimmern, LVEF ≤ 35% unter ausgebauter medikamentöser HI-Therapie, QRS ≥ 120 ms (Klasse IIa B).
  • Permanentes Vorhofflimmern mit nicht erreichbarer medikamentöser Frequenzkontrolle und eingeschränkter LVEF vor AV-Knotenablation (Klasse IIa B)
  • Hochprozentiges rechtsventrikuläres Pacing bei Schrittmacherpatienten mit relevant eingeschränkter LVEF und Herzinsuffizienz
  • Patienten mit Bradykardie und hohem erwartetem ventrikulären Pacinganteil sowie reduzierter LVEF
Der Algorithmus gilt nur bei vorbestehendem LSB und fixem biventrikulärem pacing (nicht bei Algorithmen, welche intrinsische Überleitungen (Fusion pacing) zulassen).
Nach: Ammann P, Sticherling C et al. An electrocardiogram-based algorithm to detect loss of left ventricular capture during cardiac resynchronization therapy. Ann Intern Med. 2005 Jun 21;142(12 Pt 1):968-73.

 

Biventrikulärer Schrittmacher mit ICD-Elektroden im rechten Atrium, im rechten Ventrikel und in der posterolateralen Vene des Sinus coronarius (für LV-Stimulation)

Management von ICD-/CRT-D vor Operation/Intervention mit elektromagnetischer Interferenz

Dr. Florian Franzeck, Prof. Dr. Peter Ammann,
Dr. David Altmann, Dr. Dr. Roman Brenner

Lizenz

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