Kontrastmittel-Allergie und Iod-Expositionsprophylaxe

Kontrastmittel-Allergie

Die Prävalenz einer Hypersensitivitätsreaktion auf monomere, ionische Kontrastmittel (KM) beträgt 3.8–12%, schwere Reaktionen erfolgen in 0.02–0.04%. Für nichtionische KM liegt die Prävalenz bei 0.7–3%. Die meisten Patienten reagieren gegen das KM-Molekül und nicht gegen Iod. Es werden eine Soforttypreaktion, welche IgE vermittelt oder nicht-allergisch vermittelt sein kann, und eine Spättypreaktion unterschieden. Das Risiko ist erhöht bei Patienten mit vorhergehenden Reaktionen auf KM-Gabe (falls bekannt, sollte entsprechend ein anderes KM gewählt werden). Eine Prämedikation ist v.a. bei Patienten indiziert mit vorgängiger KM-Reaktion und negativer Allergieabklärung. Letztere sollten zwingend gemäss Schema prämediziert werden. Bei positiver Hauttestung ist ein KM zu berücksichtigen, das sich in der Hauttestung negativ zeigte. Hier kann eine zusätzliche Prämedikation erwogen werden. Die KM-Gabe ist streng kontraindiziert bei Patienten mit schweren Hautreaktionen (Drug reaction with eosinophilia and systemic symptoms (DRESS), akute exanthematische Pustulose (AGEP) oder Steven-Johnson-Syndrom resp. toxisch epidermale Nekrolyse [TEN]). Pat. mit allergischer Reaktion sollten innert 1–6 Monaten allergologisch abgeklärt werden.

Vorbereitungsschema für die elektive Untersuchung
Prednison 50 mg po am Vorabend und am Morgen der Untersuchung und 1 Std. vor der Untersuchung
Levocetirizin 5 mg po am Vorabend und am Morgen der Untersuchung und 1 Std. vor der Untersuchung
Vorbereitungsschema vor einer Notfalluntersuchung
Tavegyl 2 mg iv Injektionsdauer 2–3 Minuten
Solumedrol 125 mg iv Kurzinfusion (100 ml NaCl 0.9%) über 10–15 Minuten

Vorgehen bei der unerwarteten Kontrastmittelreaktion

Die Behandlung richtet sich nach dem Allergie-/Anaphylaxie-Konzept KSSG. Intranet: www.kssgnet.ch/imd/apo/Anwendung/Merkbltter/Allergie_Anaphylaxie.pdf

Iodexpositionsprophylaxe bei Kontrastmittelgabe

Iodhaltige KM sind grundsätzlich kontraindiziert bei Patienten mit manifester Hyperthyreose. Daher sollte vor elektiven Untersuchungen bereits im Vorfeld eine TSH-Bestimmung durchgeführt und eine Abklärung/Therapie einer allenfalls vorliegenden Schilddrüsenerkrankung eingeleitet werden.

Bei entsprechender Risikokonstellation (Struma, Schilddrüsenknoten, Autonomie, M. Basedow) kann es nach Exposition gegenüber Iodhaltigem KM zur manifesten Hyperthyreose kommen (Peak 3–6 Wochen nach Exposition). Eine medikamentöse Prophylaxe bei Notfall- bzw. dringlicher Indikation zur Gabe von Iodhaltigem KM empfiehlt sich in Abhängigkeit der Risikokonstellation sowie des aktuellen TSH-Wertes gemäss nachfolgender Tabelle.

* Struma, Schilddrüsenknoten, Autonomie, M. Basedow
** Beginn der medikamentösen Prophylaxe 2–4 Std. vor der Untersuchung; falls die Therapie > 3 Tage nach der KM-Exposition eingeleitet wird, sollte ergänzend in jedem Fall ein Thyreostatikum verordnet werden (Neomercazole 15 mg/Tag po für 3 Wochen, dann gemäss TSH-/fT4-Kontrolle).
*** Anpassung bzw. Entscheid über Fortführung gemäss TSH-/fT4-Kontrolle nach 3 Wochen, ggf. Rücksprache Endokrinologie
**** Bei elektiver Indikation sollte die Untersuchung in dieser Situation verschoben werden.
Klinische Situation Medikamentöse Prophylaxe / Therapie TSH-Kontrolle
Risikokonstellation* + TSH > 0.5 mU/l keine nach 3 Wochen
Risikokonstellation* + TSH 0.3–0.5 mU/l Irenat 2× 25 Tropfen/Tag po für 7 Tage** nach 3 Wochen, inkl fT4
TSH 0.1–0.3 mU/l Irenat 2× 25 Tropfen/Tag po für 7 Tage** nach 3 Wochen, inkl fT4
bei kardiovaskulärer Komorbidität zusätzlich Neomercazole 15 mg/Tag po*** nach 3 Wochen, inkl fT4
TSH < 0.1 mU/l**** Irenat 2× 25 Tropfen/Tag po für 7 Tage** und Neomercazole 15 mg/Tag po*** nach 3 Wochen, inkl fT4

Dr. Marino Quarella
Prof. Dr. Barbara Ballmer-Weber
PD Dr. Stefan Bilz
PD Dr. Daniela Husarik

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