Rauchstopp
Tabakkonsum & Nikotinabhängigkeit
- Tabakkonsum ist die häufigste vermeidbare Todesursache weltweit, ungeachtet von Alter und Komorbiditäten.
- Das Ansprechen und die Erfassung des Raucherstatus (Ja/Nein) und die aktive Beratung zum Rauchstopp. (siehe Abbildung 1 «Mini-Intervention») bei jedem Patientenkontakt erhöhen die Bereitschaft eines Rauchstopps und sind deshalb unerlässlich.
- Der Konsum bezieht sich sowohl auf herkömmliche Zigaretten als auch auf andere Nikotinprodukte (Snus, IQOS, E-Zigaretten etc.).
Rauchstoppberatung
- Empfehlung zur Durchführung der «Mini-Intervention» bei jedem Patientenkontakt (1 Frage, ca. 60 Sekunden), da sich damit die Chance auf einen erfolgreichen Rauchstopp signifikant erhöht
Rauchstopp-Beratung – Mini-Intervention
- E-Learning: Was ist eine Rauchstopp-Mini-Intervention?, Anleitung zu den einzelnen Schritten, Wie motiviere ich?
- Bei psychiatrischen Vorerkrankungen empfiehlt sich in jedem Fall eine professionelle Rauchstoppberatung und/oder eine psychiatrische Mitbetreuung der Patienten
- Bei Schwangeren/Postpartum: Adaptierte Mini-Intervention in Zusammenarbeit mit der Frauenklinik KSSG
- Beratungsangebot am KSSG sowie zusätzliche Informationen am Ende des Kapitels unter Quellen/Links (Seite)
Medikamentöse Rauchstopp-Unterstützung
Rauchentwöhnung: Pharmakologische Therapie
- Empfehlung zur medikamentösen Unterstützung, da sich damit die Chance auf einen erfolgreichen Rauchstopp signifikant erhöht
- Die Wahl des Medikaments ist abhängig von der Schwere der Nikotinabhängigkeit, möglichen Kontraindikationen und Patientenwunsch (siehe Abb. 2 «Pharmakologische Therapie» und Tab. 2 «Medikamente – Anwendungsinformationen»)
- E-Learning: Rauchstopp und Medikation bei stationären Patienten am KSSG
Medikamente – Anwendungsinformationen
Nikotinsubstitution |
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Pflaster 24 Std.
Nicotinell-Pflaster 21 mg (stark, Stufe 1), 14 mg (mittel, Stufe 2), 7 mg |
Dosisstärke je nach Nikotinabhängigkeit (siehe Tab. «Pharmakologische Therapie» Seite)
Dosisreduktion auf schwächeres Pflaster nach 2–4 Wochen Niedrigste Dosis je nach Bedarf bis zu 6–12 Monate beibehalten. Auf unbehaarter Haut anwenden und Applikationsstelle jeden Tag wechseln. |
Mundspray
Nicorette Sprüh-Lösung 1 mg/Sprühstoss |
1–2 Sprühstösse alle 30–60 Min. (max. 65/Tag) über 6 Wochen. Allmählich reduzieren.
Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 30 Sprühstösse/Tag. Die Lösung im Mund zerstäuben, das Einatmen dabei vermeiden und einige Sekunden nach dem Sprühstoss nicht schlucken. |
Kaugummi
Nicorette / Nicotinell /Nicostop 2 mg/4 mg |
8–12 Kaug./Tag über 4 Wochen (max. 15/Tag). Allmählich reduzieren.
Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 6 Kaugummis/Tag. 20–30 Sekunden kauen, anschliessend den Kaugummi zwischen Zahnfleisch und Wange behalten, auf diese Weise 30 Min. lang mit Pausen kauen («chew and park»). |
Lutschtablette
Nicotinell 1 mg/2 mg |
8–12 Tabl./Tag über 4 Wochen (max. 15/Tag). Allmählich reduzieren.
Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 6 Tabl./Tag. |
Sublingualtablette
Nicorette Microtab 2 mg/4 mg |
8–12 Tabl./Tag über 4 Wochen (max. 15/Tag). Allmählich reduzieren.
Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 6 Tabl./Tag. Unter der Zunge zergehen lassen. |
Inhalator
Nicorette-Inhaler 10 mg |
6–12 Inhalerpatronen/Tag über 4 Wochen (max. 16/Tag) . Allmähliche Reduktion.
Bei Kombinationstherapie mit Pflaster: max. 4 Inhalerpatronen/Tag. Wiederholte Inhalationen von kurzer Dauer während 30 Min. |
Vareniclin |
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Champix
0.5 mg/1 mg |
1. bis 3. Tag: 1× 0.5 mg/Tag; 4. bis 7. Tag: 2× 0.5 mg/Tag; ab dem 8. Tag: 2× 1 mg/Tag (11 Wochen); Rauchstopp normalerweise für den 8. Tag festlegen (auch vorher möglich)
Dauer: 3 Monate bis zu 6–12 Monaten, falls erforderlich Kosten werden bei Nachweis hoher Nikotinabhängigkeit (Fagerström-Score > 6 Punkte) von der KK übernommen. |
Bupropion |
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Zyban
150 mg |
1. bis 6. Tag: 1× 150 mg/Tag; ab 7. Tag: 2× 150 mg/Tag (7–11 Wochen); Rauchstopp zwischen dem 8. und 14. Tag festlegen
Dauer: 2–3 Monate bis zu 6–12 Monaten, falls erforderlich |
E-Zigaretten/ENDS (electronic nicotine delivery systems)
- Die Anwendung von E-Zigaretten kann nicht standardmässig als Rauchstopphilfe empfohlen werden.
- Für erwachsene Raucher, welche einen Ausstieg mithilfe professioneller Beratung und Medikamenten nicht schaffen, kann es eine vermutlich weniger schädliche Alternative darstellen.
- Die Rauchstoppberatung am KSSG führt entsprechende Beratungen durch.
Quellen/Links
- Ärztliche Rauchstoppberatung; 3. Auflage: Aveyard P, Begh R, Parsons A et al. Brief opportunistic smoking cessation interventions: a systematic review and meta-analysis to compare advice to quit and offer of assistance. Addiction. 2012 Jun;10. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1360-0443.2011.03770.x
- DGK AWMF-S3 Leitlinie: «Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung» 01/2021
- Ärztliche Rauchstoppberatung, 3. Auflage
- www.guidelines.ch
- Frei von Tabak Homepage: https://www.freivontabak.ch
- Rauchstopp-Sprechstunde KSSG: Homepage, Intranet
- E-Learning (Schulung/Videos): Wissensbörse KSSG «Kurz und einfach erklärt» oder Lungenliga St Gallen Homepage
Dr. Susanne Pohle
Prof. Dr. Martin Brutsche