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Das erste Treffen fand im September 2009 in Saarbrücken statt. Aber wir von SLO waren wegen Krankheit leider nicht dabei.

Am zweiten Treffen, das im April des folgenden Jahres in Rzeszòw in Polen stattfand, nahm Uta allein teil. Die Zusammenkunft war davon überschattet, dass die finnischen Partner nicht nach Rzeszòw kamen, weil das Programm ihren Erwartungen nicht gerecht wurde. Thema sollte “Equality of sexes in the family environment” sein, aber der Austausch dazu war inhaltlich tatsächlich nicht annähernd so ergiebig wie bei den Treffen, die wir bis dahin besucht hatten. Im Übrigen nahm auch der Koordinator aus Saarbrücken nicht an diesem Treffen teil und schied danach ganz aus, so dass der rumänische Partner zum Koordinator bestimmt werden musste.

Das heißt: Dieses Projekt hatte am Anfang ziemliche Schwierigkeiten in Gang zu kommen und die Partner stimmten lange nicht so gut überein, wie bei den beiden vorherigen Projekten. Zusätzlich kam dann der holländische Partner in Geldnöte und ließ lange nichts von sich hören; und zu allem Übel kam es während der Laufzeit auch noch zu einem heftigen Zerwürfnis mit einer Delegierten aus England, so dass deren Organisation das Projekt verließ bzw. verlassen musste.

“Im Untergrund”

von Uta

Rzeszòw liegt im Südosten von Polen und ist Hauptstadt und wichtiges Zentrum der Woiwodschaft Karpatenvorland. Das Besondere ist, dass unter den Häusern am Marktplatz des historischen Zentrums eine ca. 400 Meter lange unterirdische Keller-Route liegt. Eine Fremdenführerin führte uns durch 25 Kellerräume und 15 Kellergänge, die bis zu 10 Meter tief sind. Von ihr erfuhren wir auch, dass sich die Bevölkerung hier während der Zeit der deutschen Besetzung versteckte. Die Gewölbe hielten sogar den Panzern stand, die von den Besatzern auf den Marktplatz gebracht wurden, um die Gänge zum Einsturz zu bringen. Es kam nur zu wenigen Rissen in den Gemäuern. Der Eingang zu diesen Kellergewölben blieb den deutschen Besatzern verborgen. „Man kann hier Reste von mittelalterlichen Mauern (z.B. unter dem Mietshaus mit der Nr. 19) sowie mehrere hundert Jahre alte Ziegelsteine, Spuren von Bränden, Überreste von Eisengittern und -scharnieren und versteckte Durchgänge bewundern. In den untersten Räumen wurden unterschiedliche Waren gelagert, und während der Tatarenüberfälle und Kriege dienten sie als Zufluchtsort für die Einwohner der Stadt” (Quelle).Übrigens besichtigen wir einen weiteren Tag lang auch noch das Schloss in Lancut, über das es wenig zu berichten gibt.

Normalerweise kommt man bei den europäischen Treffen nicht nur zusammen um die gestellten Themen zu bearbeiten, sondern auch um sich kennen zu lernen, gemeinsam die typischen Speisen des Landes zu genießen und die Besonderheiten zu besichtigen. Diesmal allerdings waren die Teilnehmer aus Kostengründen in unterschiedlich teure Hotel gezogen. Aus demselben Grund wollte die relativ große rumänische Gruppe auch nicht am gemeinsamen Essen teilnehmen. Das war schade, aber nicht ganz so schlimm: Mit ihnen war keine Verständigung auf Englisch möglich.

In der Zeit bis zum nächsten Treffen waren wir von SLO dann damit beschäftigt, den Partnern, die sich dafür interessierten, in Skypemeetings zu zeigen, wie man für die gemeinsame Terminsuche das Programm Doodle nutzen, über Mikogo den Bildschirm teilen, einen Miniblog  z.B. auf Posterous einrichten und mit Google-Docs die Reiseinformationen allen leicht zugänglich machen kann.

Der Vulkanausbruch

von Uta

Drei Ereignisse trafen zusammen: Das Projektmeeting von ALFA in Rzeszòw, der Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull in Island und die Trauerfeierlichkeiten für Polens Präsident Kaczynski, der kurz zuvor bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war.

Ich hatte für das Treffen in Rzeszów den Hin- und den Rückflug gebucht. Am Mittwoch, den 14. April, ging es von Hamburg via Warschau zum Zielort. Am Sonnabend sollte es auf demselben Weg zurückgehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich natürlich schon von dem Vulkan in Island, der im März begonnen hatte Lava zu spucken. Aber Island war weit weg. Und wer konnte schon ahnen, welche Wolken von Vulkanasche noch folgen sollten? Der Hinflug ging also ganz normal vonstatten. Aber genau an diesem Tag begann ein neuer und viel größerer Ausbruch des Vulkans und über dem Gletscher stiegen mehrere tausend Meter hohe Dampf- und Aschewolken auf. Daraufhin wurde der Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas Stück für Stück eingestellt. Eine solche Beeinträchtigung des Luftverkehrs in Europa infolge eines Naturereignisses hatte sich bis dahin niemand vorstellen können.

Am Donnerstag hörten wir, dass in England die Flugplätze geschlossen worden waren. Unsere englischen Projektpartner wurden am Abend von Ryanair per sms davon unterrichtet, dass ihr Flug gestrichen worden war. Freitag Mittag war die Aschewolke auch über Polen angekommen und der Flughafen in Rzeszòw war dicht. Mein Rückflug am Sonnabend über Warschau nach Hamburg war völlig ungewiss. Ich bekam zwar die Zusicherung, dass der Ehemann der polnischen Projektpartnerin, ein Flugkapitän, mich im ersten möglichen Flieger am Sonnabend von Rzeszòw nach Warschau mitnehmen würde, aber alles Weitere war offen. Dass ich so langsam unruhig wurde, ist kein Wunder. In der Nacht erreichte ich mit meinem Netbook ein offenes WLAN und forschte nach, ob und wie ich per Zug nach Kiel kommen könnte. Ich fand eine Verbindung: Ich musste den Zug von Rzeszòw nach Krakau nehmen, dort nach Warschau umsteigen, dann weiter umsteigen nach Berlin und von dort konnte ich via Hamburg nach Hause nach Kiel fahren. Ich beschloss mich vom Fliegen unabhängig zu machen, packte meinen Koffer und machte mich am Sonnabend morgens früh um 6 Uhr auf den Weg zum Bahnhof. Dort musste ich die erste Hürde nehmen: der Kauf eines Tickets ohne polnische Sprachkenntnisse. Ich reichte der Frau am Schalter einen Zettel hinüber, auf dem die Umsteigestationen und mein Ziel standen. Irgendwie klappte die Verständigung. Sie fertigte insgesamt 5 Tickets aus, die ich mit Visakarte bezahlen konnte. Bald darauf saß ich tatsächlich im richtigen Zug nach Krakau.

Aber an diesem Tag, dem 17. April 2010, fanden in Krakau und Warschau die Trauerfeiern für den polnischen Präsidenten statt. Ich setze mich in ein Abteil zu einem katholischen  Priester, der auf dem Weg dorthin war. Das war mein Glück, denn er beschrieb mir so gut, was ich in Krakau tun sollte, dass ich mich auf dem Bahnhof leicht zurecht fand. Als ich schließlich in Warschau ankam, war dort gerade die öffentliche Trauerfeier beendet und auf dem Bahnhof wurde es unübersichtlich. Auf dem Gleis, auf dem mein Zug fahren sollte, fuhren Züge mit unterschiedlichen Zielen ab, erster Zugteil nach A, zweiter Zugteil nach B. Dazu wurden die Massen dauernd umdirigiert und zwar durch Personen, die entsprechende Schilder hochhielten. Es waren Szenen wie in dem Film “Die Ferien des Monsieur Hulot“, wo die Menge ständig geschlossen von einem Bahnsteig zum nächsten rennt.

Vorrangig hatte ich mir im Bahnhof erst einmal etwas zu Essen organisiert, da die Züge keine Speisewagen hatten. Ich weiß nicht, wie es kam, aber irgendwie saß ich schließlich tatsächlich im richtigen Zug von Warschau über Frankfurt an der Oder nach Berlin. Mit von der Partie waren weitere gestrandete Reisende und es war sehr unterhaltsam zu hören, wie sie von Warschau nach Stockholm, Kopenhagen oder Helsinki kommen wollten. Die Fahrt von Berlin nach Hamburg war dann ein Heimspiel, jedoch hätte ich noch nachts vier Stunden Aufenthalt in Hamburg gehabt, wenn mein besorgter Mann mich nicht dort abgeholt hätte. Es  war wirklich gut, dass ich in der Nacht vor der Abreise alles per eMail geklärt hatte und dann ab Berlin mit meinem Handy Kurzmeldungen verschicken konnte. Meine abenteuerliche Rückreise endete um 3:00 Uhr nachts in Kiel, nach einem Start um 6:00 Uhr morgens von Rzeszów. So gut habe ich bei keiner Reise Erdkunde gelernt.

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