Die Reise nach Pitesti
von Ute
Eine Industriestadt in der Walachei war nun wirklich das Letzte, was Manfred und ich als Reiseziel in Erwägung gezogen hätten. Aber Uta überzeugte uns, dass wir als Mitlernende bei SLO unbedingt die internationalen Projektpartner kennenlernen müssten, damit wir mit Freude an der Kommunikation über das Web.2.0 teilnehmen könnten. Also flogen wir mit ihr im Oktober 2010 über Wien nach Bukarest.
Wegen Überbuchung bekamen wir dann in Wien das Angebot später zu fliegen. Aber wir hatten uns mit Marlit in Bukarest verabredet und nahmen es deshalb nicht wahr. Marlit kommt aus Freiburg und hatte einen Direktflug von Basel gewählt. Allerdings war unser Zusammentreffen nicht so einfach: Marlit landete auf dem Flughafen in Otopeni, während wir auf dem Flughafen in Bukarest-Băneasa ankamen. Zum Glück liegen beide nur wenige Kilometer voneinander entfernt und Marlit machte sich auf den Weg zu uns. Da wir auf “google docs” das Dokument “travel informations” eingerichtet hatten, in dem alle Ankunftszeiten hinterlegt worden waren, wussten wir auch, dass einige Teilnehmer aus Finnland mit uns zur gleichen Zeit ankommen würden. Die Finnen vermissten als erstes ihre Koffer, die nicht mitgekommen waren. Aber sie lösten ihr Problem schnell und unspektakulär, indem sie ihre nachfolgenden Kollegen benachrichtigen und diese baten die Koffer mitzubringen.
Als wir schließlich durch Grenzkontrolle und Zoll in die Ankunftshalle kamen, trafen wir auch Marlit und fanden schnell die rumänische Studentin, die von den Projektpartnern geschickt worden war, um uns abzuholen. Sie sprach gut englisch und führte uns zu einem Kleinbus, der uns nach Pitesti brachte. Übrigens sehr zum Leidwesen von Manfred, dem Eisenbahnfan. Die Straße verläuft nämlich parallel zur Eisenbahnlinie. Da hätte man doch sehr viel authentischer mit der Bahn durch die Walachei reisen können! Aber da wir ja zusammen mit anderen Konferenzteilnehmern befördert wurden, sah auch er ein, dass der Kleinbus die ökonomischere Variante war.
Lernen innerhalb der Familie
von Ute
In Pitesti trafen wir die anderen Teilnehmer des Projektes und nahmen zwei Tage lang an der Konferenz EDUworld teil, einer internationalen Konferenz, auf der unser gemeinsames europäisches Projekt in einer eigenen Sektion vorgestellt wurde. Die rumänischen Konferenz-Gastgeber kümmerten sich sehr lieb und intensiv um uns. Wir wurden vom Hotel abgeholt und zu den Konferenzräumen begleitet. Auch auf dem Weg zum Essen hatten wir immer mindestens eine Begleiterin, die uns dann auch die Speisekarte erläuterte.
Ich behaupte zwar von mir, dass ich nicht die große Köchin bin und mich Rezepte nicht interessieren, aber die Zutaten hatten es mir dann doch angetan! Mein Repertoire an Kochmöglichkeiten wurde jedenfalls kräftig erweitert. Und dann gab es im Überfluss, was ich seit meinen Kindertagen nicht mehr zu essen bekommen hatte: milchsauer eingelegtes Gemüse. Das ist sehr vollwertig und gesund und es ist eigentlich leicht herzustellen, aber für den Gärvorgang braucht man einen gleichmäßig warmen, nicht zu heißen dunklen Ort. Und der ist in einer modernen Einbauküche nicht vorhanden. Ich schließe daraus, dass es in Rumänien noch genügend mit einem Herd beheizte große Küchen gibt, in denen man solche Köstlichkeiten herstellen kann. Das ist mein nostalgischer Blick auf die Realität des rumänischen Alltags!
Was wir von unseren Begleiterinnen über ihren Alltag hörten, war, dass es gar nicht so einfach ist, als moderne, gebildete Frau in einem wirtschaftlich so rückständigen Land zu leben. Uta hielt in einer der Sektionen der Konferenz einen Vortrag zum Thema Internet-Kommunikation. Während Marlit, Manfred und ich in einer weiteren Sektion zum Thema “Familie” an einem Treffen mit den jungen Studenten unserer rumänischen Projektleiterin teilnahmen.
Dort tauschten wir uns über das Thema “Lernen innerhalb der Familie” aus. Während die Studenten berichteten, dass sie von ihren Müttern Hausarbeit und Kochen gelernt hätten, scheinen Eltern nicht explizit von ihren erwachsenen Kindern zu lernen, wie ein Student sagte. Aber manchmal fragen sie eben doch Ihre Kinder, damit diese ihnen beispielsweise bei der Internet-Kommunikation und der Konfiguration von Mobiltelefonen helfen. Bei den jungen Erwachsenen kam in diesem Gespräch immer wieder durch, dass sie trotz guter Bildung Zukunftsängste hatten. Ohne Bildung keine Chance, aber auch mit Bildung – es waren schließlich alles junge Studenten – keine Zuversicht, dass das schon reichen werde. Und ob das, was die Familienmitglieder lehren, wohl fit für die Zukunft macht? …
Wie wirtschaftlich rückständig das EU-Land Rumänien 2010 noch war, haben wir sehr intensiv auf einer Tour durch die Karpaten gesehen, welche die rumänischen Gastgeber für interessierte Konferenzteilnehmer organisiert hatten. Natürlich haben sie uns auch begleitet und uns die Orte, an die sie uns brachten, erläutert: prachtvolle alte Kirchen, gepflegte Klöster mit gastfreundlichen Nonnen, herrliche Landschaft.
Aber auch Dörfer, auf deren einziger Straße unser Kleinbus nur im Schritttempo durch die tiefen Schlaglöcher schaukeln konnte. Frei herumlaufendes Vieh hinderte an der Weiterfahrt – ein besonders störrischer Esel musste gar umfahren werden, was bei der Enge schon eine Herausforderung für den Fahrer war. Lange vorher hatte ich keine flotten Pferdegespanne mehr durch Dorfstraßen flitzen sehen. Ein Blick in die Dörfer der frühen 50er Jahre in Schleswig-Holstein – ein Blick in meine Kinderzeit (damals fehlte nur der Esel)!
Konferenzabschluss
von Uta
Für unser Treffen In Pitesti war im Rahmen der internationalen Konferenz eine große Abschlussveranstaltung anberaumt worden. Die Veranstaltung fand in einem Hotel statt, das wir ausländischen Teilnehmer nicht kannten. Wir sollten von der jungen Studentin, die uns schon vom Flughafen abgeholt hatte und die immer sehr aufwändig zurecht gemacht und geschminkt war, abgeholt werden. Wahrscheinlich hat sie viel Zeit gebraucht um sich “stadtfein” zu machen, denn zur angegebenen Stunde war weit und breit niemand zu sehen! Wir warteten eine Weile, aber dann wurde die Frage immer dringender, wie wir noch pünktlich zum Hotel kommen sollten. Für “interneterprobte” Senioren natürlich nur ein kleineres Problem. Wir riefen die Routenplanung über Google-Maps ab und machten uns allein auf den Weg.
Im Festsaal des großen Hotels waren die Tische schon gedeckt und wie in Rumänien üblich, wurde erst einmal seeeehr ausdauernd gegessen und Ansprachen gehalten. Dann folgten folkloristische Tanzdarbietungen und später tanzten alle. Übrigens kam die junge Studentin nach einer Stunde auch noch in das Hotel, gerade richtig zum Essen und sehr hübsch zurecht gemacht!
Ausflug
von Uta
Wie immer hatten unsere Gastgeber einen Ausflug für uns organisiert und wir lernten endlich die Burg kennen, auf der Drakula angeblich einst gelebt hatte. In Rumänien gilt Schloss Bran als die einzig echte Burg des bissigen Grafen. Sie liegt in der gleichnamigen Ortschaft im ehemaligen Siebenbürgen rund 30 Kilometer von Brașov (dt. Kronstadt) entfernt. Der burgartige Bau wird deshalb als Draculaschloss präsentiert, da es der Beschreibung in Bram Stokers Roman ähnelt.
Das historische Vorbild der Romanfigur, der walachische Fürst Vlad III. Drăcula, hat das Schloss aber – jedenfalls laut Wikipedia – wahrscheinlich nie betreten. Tatsächlich war die Burg dann gar nicht gruselig.
Auf diesem Ausflug besichtigen wir außerdem drei sehr eindrucksvolle Klosteranlagen. In dem Kloster “Manastirea Robaia” waren wir auch zum Essen eingeladen. Vorweg gab es eine Magenmedizin, d.h. einen hochprozentigen Kräuterschnaps. Danach kam herrlich frischer Fisch auf den Tisch. Den Abschluss bildete eine leckere Nachspeise und es gab wieder Alkohol, natürlich nur als Medizin!
Und hier kann man das Video anschauen, in dem Marlit ihre Bilder aus Rumänien zusammengefasst hat!
Als Vorspeise eine Krautsuppe
Rezept für 4 Personen:
Zutaten:
- 1 Kopf Weisskraut
- 1 rote Paprika
- 1 Zwiebel, 1 Zehe Knoblauch
- Gemüsebrühe
- Salz und Pfeffer
- 1 EL saure Sahne
Weißkraut und rote Paprika sehr fein schneiden oder hobeln. In Öl mit Zwiebel und Knoblauch andünsten, mit Gemüsebrühe aufgiessen und leise köcheln lassen. Abschmecken mit Pfeffer und Salz. Anschliessend mit saurer Sahne servieren.
Dann folgt eine sehr leckere Polenta mit saurer Sahne und einem frischen Käse, einer Art Feta Käse, allerdings nicht gesalzen und aus Kuhmilch. Für die saure Sahne, die eine angenehme Konsistenz hatte, benutze ich Creme fraiche, verdünnt mit etwas saurer Sahne.
Polenta mit saurer Sahne
Rezept für 4 Personen:
Zutaten:
- 1 Tasse Maisgries
- 1 Schalotte
- Olivenöl
- Brühe zum Aufgiessen
- Geriebener Käse
- Butter
- Pfeffer, Salz
Die Schalotte klein schneiden, in Olivenöl leicht andünsten, den Maisgries zugeben und ebenfalls unter Rühren mit andünsten, nun mit der Brühe aufgiessen. Sobald die Brühe von dem Maisgries aufgenommen wurde, immer wieder nachgiessen, bis der Maisgries weich geworden ist. (Dauert ca 20 Minuten). Zum Ausquellen von der Herdplatte nehmen.Jetzt ein grosses Stück Butter unterrühren und je nach Geschmack etwas Parmesankäse. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Hierzu wird eine Sosse aus saurer Sahne serviert. Ein Becher Creme fraiche wird mit einem Becher saurer Sahne verrührt,und mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt.
Eine sehr ungewöhnliche Zusammenstellung war eine knusprig gebackene Forelle mit gekochtem Weisskraut. Es wird überhaupt in Rumänien sehr viel Kraut gegessen.
Gebackene Forelle mit gedünstetem Weisskraut
Zutaten: pro Person 1 Forelle
Die küchenfertig vorbereitete Forelle wird paniert und in Öl gebacken. Hierzu wurde ein Weisskrautgemüse serviert.
Zutaten für 4 Personen:
- 1 Kopf Weisskraut
- 1 rote Paprika
- 1 Zwiebel, 1 Zehe Knoblauch,
- Pfeffer und Salz
Kraut einschl roter Paprika klein schneiden, in Öl andünsten (ähnlich wie bei der Suppe) mit Zwiebel und Knoblauch, dann Deckel auf den Topf und fertig dünsten.
Über der Forelle darf die saure Sahne als Soße nicht fehlen.